Sonntag, 8. Dezember 2013

Lang lebe der König


Herzliche Glückwünsche an seine Majestät König Bhumibol Adulyadej zu seinem 86. Geburtstag.

Tausende säumten am Donnerstag die Straßen von Hua Hin, um dem König zum Geburtstag zu gratulieren. Sie schwenkten Fähnchen, lächelten und hielten Fotografien des am längsten regierenden Monarchen der Welt in die Höhe. Die Freude war jedoch getrübt, weil das nun 86 Jahre alte Oberhaupt des Königshauses von langer Krankheit geschwächt ist. Aus diesem Grund hatte die Zeremonie zu Ehren von Bhumibol Adulyadej, oder auch Rama IX., des neunten Königs der Chakri Dynastie, auch nicht in der Hauptstadt Bangkok stattgefunden.

Der Monarch und seine Ehefrau, Königin Sirikit, haben sich aus gesundheitlichen Gründen an die Küste zurückgezogen. Angesichts seines zunehmenden Alters wächst in Thailand die Sorge, wie es nach dem womöglich nicht mehr ganz so fernen Abschied des Königs weitergehen soll. Die Straßenkämpfe am Anfang dieser Woche haben gezeigt, wie tief die thailändische Gesellschaft gespalten ist.
Kritik am Königshaus wird aber nur privat geäußert. 

Majestätsbeleidigung wird schwer bestraft. Denn der König wird in Thailand wie ein Halbgott verehrt. Die meisten der fast 68 Millionen Thailänder haben nie einen anderen erlebt. Auf jedem Fernsehkanal liefen am Donnerstag die identischen Bilder von seiner Geburtstagsfeier. Doch wer sich nach den Unruhen vom Wochenbeginn eine Art „göttlicher Intervention“ erhofft hatte, wurde enttäuscht. In seiner Rede an das Volk sprach sich der König langsam, mit rauher Stimme und vielen Pausen für Einigkeit aus. Viele Beobachter hatten auch nicht mehr erwartet. „Es scheint, als wiederhole sich der König seit einigen Jahren, indem er die Notwendigkeit herausstellt, die Einigkeit und Harmonie zu stärken“, sagte Pavin Chachavalpongpun von der Universität Kyoto.

Verschnaufpause für die Hauptstadt

Die konstitutionelle Monarchie in Thailand sieht für ihn nur repräsentative Aufgaben vor. Jedoch hat der König in seiner 67 Jahre dauernden Amtszeit laut der Biographie „The King never smiles“ (Der König lächelt nie) von Paul Handley, die in Thailand verboten ist, auch immer wieder in die Politik eingegriffen. So hatte er etwa nach Demonstrationen im Jahr 1992 den damaligen Regierungschef und seinen Gegner einberufen und vor sich niederknien lassen. Der Anführer der jüngsten Protestwelle, der frühere Vize-Premier Suthep Thaugsuban, wünscht sich gar, dass der König eine Schlüsselrolle bei seinem Plan einnimmt, die demokratisch gewählte Regierung rauszuwerfen. Der König soll, angeblich im Einklang mit Artikel 7 der Verfassung, zum Übergang einen Regierungschef einsetzen, der dann über einen nicht gewählten „Volksrat“ gebietet. Der Anführer der Proteste hofft auf die Unterstützung des Monarchen für seine Anhänger. Sie werfen der Regierung schließlich auch mangelnde Königstreue vor.
Der König selbst hatte etwas Ähnliches im Zuge des Militärputschs im Jahr 2006 aber schon einmal abgelehnt. „Ein großer Teil der thailändischen Gesellschaft ist dagegen, weil sie sagen, dass es gegen demokratische Prinzipien verstößt“, sagt Pavin Chachavalpongpun. Immerhin hat der Königsgeburtstag der Hauptstadt eine Verschnaufpause verschafft. Die Spuren der Straßenschlachten wurden beseitigt. Niemand will sich der Respektlosigkeit gegenüber dem Königshaus schuldig machen. Das gilt insbesondere für die Demonstranten aus der städtischen Mittel- und Oberschicht, die der Monarchie treu ergeben sind. Ihre Bewegung hatte sich früher als „Gelbhemden“ bezeichnet, weil gelb die Farbe des Königs ist. „Ich liebe meinen König, er ist der beste König auf der Welt“, sagte eine Demonstrantin. Der König, der das Amt von seinem einst im Bett erschossen aufgefundenen Bruder übernommen hatte, ist ja auch Musiker, Fotograf, Entwicklungshelfer, Hundefreund und Multimillionär in einem.

Die Premierministern will auf die Demonstranten zugehen

Allerdings haben die Aufrührer der Bewegung ihr Ziel noch nicht erreicht. Sie wollen die Regierungschefin Yingluck Shinawatra und ihren Bruder Thaksin, der ihrer Meinung nach aus dem Exil die Regierung kontrolliert, entmachten. Am Freitag sollen die Demonstrationen deshalb fortgesetzt werden. Nach wie vor belagern die Regierungsgegner auch einen Verwaltungskomplex am Stadtrand sowie das Finanzministerium und Demokratiemonument in der Nähe des Regierungsviertels. Sie wollten dort zu Ehren des Königs Zeremonien abhalten. Ebenso sollte die Premierministerin, die schon in Hua Hin dabei gewesen war, am Abend in Bangkok an einer weiteren Zeremonie teilnehmen. Sie hat sich bereit erklärt, Schritte auf die Demonstranten zuzugehen, lehnt einen Rücktritt aber bisher ab. Ihre eigenen Anhänger, die „Rothemden“, werden einen Sturz der Regierung auch nicht einfach so hinnehmen. Sie repräsentieren die ländliche Bevölkerung im Nordosten, die Yingluck bei den Wahlen im Jahr 2011 die große Mehrheit gebracht hat.

Der Südostasien-Fachmann Andrew Walker hält sogar einen Bürgerkrieg für möglich. Als einzige Macht dürfte dann nur noch das Militär in der Lage sein, die verfeindeten Parteien aufzuhalten. Bei 18 gelungenen und missglückten Putschversuchen in Thailand, an denen die Armee in der Regel beteiligt war, erscheint aber der König als einziges Symbol für Stabilität.

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