Reis ist das Grundnahrungsmittel in Thailand.
Der thailändische Begriff für essen ist „gin khao“ und bedeutet wörtlich
übersetzt: „Reis essen“, gleich um welche Art von Speisen es sich handelt. Eine
Mahlzeit ohne Reis wird nicht als wirkliche, den Hunger sättigende Mahlzeit
angesehen.
Der Farang, der in Thailand leben will, muss
sich umstellen und sich damit abfinden, auf die gewohnten Kartoffelgerichte,
kräftiges Brot und leckere Wurstwaren zu verzichten. Es sei denn, er lebt in
einer Farang-Enklave wie Pattaya.
Für den Farang ist Reis einfach Reis, nicht
so für den Thai. Es gibt in diesem Land mindestens so viele Reissorten wie bei
uns Kartoffelsorten, und die verschiedenen Sorten - vom grosskörnigen,
schneeweissen Jasminreis bis zum roten Reis oder Klebereis - gibt es noch in
verschiedenen Qualitätsstufen. Wer einen der unzähligen kleinen
Gemischtwarenläden auf dem Lande betritt, um Reis zu kaufen, sieht sich einer
langen Reihe von aufgestellten Säcken mit geschältem Reis gegenüber. Man muss
schon ein Thai sein, um die Qualitätsunterschiede zwischen den verschiedenen
Sorten beurteilen zu können.
Ein beliebtes Essen in der Mittagshitze ist im Isaan Som Dam.
Unter den verschiedenen Reissorten ist der
langkörnige Jasminreis (kao hom mali) besonders beliebt. Er ist am teuersten,
weil er nicht wie andere Reissorten zweimal, sondern nur einmal im Jahr
geerntet werden kann.
Von den vielen Reissorten hat Bruchreis die
geringste Qualität. Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei Bruchreis um
die in der Reismühle zerbrochenen Körner. Sein Vorteil ist natürlich, dass er
wesentlich weniger als der Langkornreis kostet. Im Norden und Osten Thailands
bevorzugt man den Klebereis (kao niao), dessen Körner nach dem Kochen fest
aneinander kleben. Der Reis kann so gut ohne Gabel und Löffel mit den Fingern
gegessen werden. Im Isaan ist eine Mahlzeit ohne Klebereis undenkbar.
Behaelter zum Aufbewahren von Klebereis.
Während in westlichen Haushalten Bratpfanne
und Kochtopf die wichtigsten Küchengeräte sind, sind es in Thailand der
Reiskocher und der Wog, eine flache halbkugelförmige Pfanne. Der elektrische
Reiskocher ist nicht nur dazu da um den Reis zu kochen bzw. zu dämpfen, sondern
er hält auch den ganzen Tag über den gekochten Reis warm, so dass, wann immer
man Hunger spürt, frischgekochter Reis zur Verfügung steht.
Reis enthält vor allem Kohlehydrate, aber
kaum Kalzium. Als Folge des Kalziummangels ist Knochenschwund (Osteoporose) im
Isaan bei älteren Leuten weit verbreitet, und man kann auf den Dörfern überall
vor allem alte Frauen mit stark gekrümmten Rücken sehen.
Milchprodukte sind weitestgehend unbekannt,
die Kühe, die neben den das Bild des Isaan beherrschenden Wasserbüffeln
gehalten werden, dienen nur als Schlachtvieh. Sie werden nicht gemolken. Um dem
Kalziummangel abzuhelfen, bekommen Schulkinder im Rahmen eines
Regierungsprogramms jetzt jeden Morgen einen Viertel Liter sterilisierte Milch
zu trinken.
Reis ist das wichtigste Exportgut Thailands.
Von den etwa 15 Millionen Tonnen geschälten Reis, die das Land produziert, wird
nur etwa die Hälfte im Land verzehrt, die andere Hälfte geht in den Export. Es
ist daher verständlich, dass Thais gegen Beschlüsse von Importländern heftig
protestieren, wenn dadurch der Reisexport Thailands beeinträchtigt werden
könnte. Das war zum Beispiel im letzten Jahr der Fall, als ein
landwirtschaftliches Forschungsinstitut in den USA veröffentlichte, es sei ihm
gelungen, eine vom Jasminreis kaum zu unterscheidende neue Sorte zu züchten,
die nicht nur wesentlich grössere Hektarerträge bringen, sondern vor allem
unter den klimatischen Bedingungen Nordamerikas gedeihen soll.
Auf Grund archäologischer Funde weiss man,
dass Reis in Thailand schon vor etwa 15.000 Jahren kultiviert und angebaut
wurde. Volkslieder, Volkstänze und Feste drehen sich heute noch weitgehend um
das Pflanzen und die Ernte von Reis.
Jedes Jahr findet zu Beginn des Reispflanzens
in Anwesenheit des Königs oder eines anderen Mitgliedes des Königshauses sowie
der Würdenträger des Landes auf dem Sanam-Luang-Platz in Bangkok ein
feierliches Anpflügen statt. Diese Zeremonie wird von allen Fernsehsendern
übertragen. Brahmanenpriester führen die geschmückten Ochsen, und aus der Art,
wie die Pflugochsen aus den verschiedenen Sorten des ihnen vorgelegten Futters
wählen, wird auf den Ausgang der kommenden Ernte geschlossen.
Es ist nicht verwunderlich, dass es in
Thailand eine eigene Reisgöttin gibt, Mai Pho Sop. Sie wird zumeist mit einem
Büschel Reispflanzen in der einen und einer Reissichel in der anderen Hand
dargestellt. Die Bauern opfern an ihrem Schrein und bringen ihr Blumen und
Gaben, um eine gute Reisernte zu bekommen. Zum Ende der Reisernte findet in
jedem Dorf ein kleines Erntedankfest statt, bei dem die Dorfbewohner zum
Häuschen mit dem Bild der Reisgöttin ziehen. Jeder bringt eine Kleinigkeit zu
essen oder zu trinken mit, die Gaben werden dann mit Gebeten der Göttin
dargeboten.
Obwohl mit Festen und in Kunstwerken
idealisiert, ist die Arbeit des Reisbauern ein knochenharter Job. Wenn auch die
früher für alle Feldarbeiten eingesetzten Wasserbüffel heute fast überall durch
kleine, gabelgesteuerte Traktoren ersetzt wurden, so verlangt doch das Pflanzen
und Ernten von Reis den Menschen einiges ab, die sich von morgens bis abends in
praller Sonnenglut auf den schattenlosen Feldern abquälen müssen.
Fisch ist nach dem Reis das zweite wichtige Nahrungsmittel im Isaan
Der überwiegende Teil der Bevölkerung Thailands lebt von der Landwirtschaft, und im Issan fast ausschliesslich vom Reisanbau. Obwohl Thailand mit etwa sieben Millionen Tonnen pro Jahr der grösste Reisexporteur der Welt ist, sind die Bauern landesweit stark verschuldet. Selbst in der Reisschüssel des Landes, der Chao Phraya-Ebene, in der stellenweise bis zu drei Ernten pro Jahr eingebracht werden können, sind die Reisbauern in einer Schuldenfalle gefangen - ohne Aussicht, die Schulden aus dem Reiserlös je zurückzahlen zu können.
Schuld an dieser Misere sind die niedrigen
Preise, die die Bauern für ihren Reis erzielen, und die jährlich steigenden
Ausgaben für Maschinen, Treibstoff, Kunstdünger und Insektenvertilgungsmittel.
Für ein Kilogramm Reis, das in Deutschland etwa zwei Euro kostet, bekommt der
Reisbauer mal gerade 20 Cent, also nur 10 Prozent des Endverbraucherpreises.
Da bei diesen niedrigen Erlösen in der Nähe
Bangkoks mit seinen besseren Verdienstmöglichkeiten kaum noch Arbeitskräfte für
die mühsame und schlecht bezahlte Erntearbeit zu bekommen sind, werden
zunehmend Erntemaschinen eingesetzt. Die Miete für solche Maschinen - denn bei
dem zumeist unter fünf Hektar grossen Feldbesitz kann sich niemand eine eigene
Erntemaschine leisten - muss in bar oder in Anteilen der Reisernte direkt
bezahlt werden. Durch den Maschineneinsatz sinkt auch die Reisqualität und
damit der zu erzielende Preis. Oft müssen Bauern, weil sie sich nur einmal im
Jahr für ein Paar Tage eine Maschine mieten können, schon Felder abernten, auf
denen der Reis noch nicht ganz reif ist. Auch das beeinträchtigt die Qualität und damit den Preis.
Danke für die vielen Infos! Das thailändische Essen ist einer der Hauptgründe, warum ich so gern in Thailand bin :) ...und Papaya Salat schmeckt auch nur gut, wenn es richtig heiß ist!
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